Nachdem der Ball schlussendlich gar nicht so schlecht verlaufen war und Lorgren endlich auch offiziell ins Konventium aufgenommen worden war, standen wir nach kurzer Vorbereitung vor unserer nächten Aufgabe:
Von Wachen wurden wir bis ans Tor der ehemaligen Fakultät für Nekromantie Isharts geführt. Die haben sich dann aber auch recht schnell aus dem Staub gemacht. Den weiteren Weg mussten wir alleine gehen. Und niemand wusste, was uns erwarten würde.
Durch meine Magiesicht konnte ich überall Fäden dunkler Magie erkennen, die diesen Ort immer noch wie ein Geflecht aus dichtesten Wurzeln durchzogen.
Aber das Wichtigste konnte ich durch die dicke Metalltür, die ins Innerste der Fakultät führte, nicht erkennen: Den Auslöser der Falle, die Fafnir verschlang, als er ungeduldig durch die Tür stürmte. Sein Körper wurde ähnlich einem Wasserstrudel in einen seltsamen Kristall gesogen, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gab.
Eine abscheuliche Wesenheit aus verrottendem und verfaulendem Fleisch:
Sich selbst verschlingend und verzehrend, aus dem eigenen Verfall wachsend, in einem permanenten Zustand des Sterbens und neu geboren Werdens.
Er selbst stellte sich als Putrides vor.
Der Abscheuliche besaß die Frechheit, uns einem Pakt anzubieten und versprach uns seine Hilfe dafür, dass wir ihn befreien würden. Das Schlimmste daran war, dass Lorgren sich sogar für dieses Angebot interessierte. Was kann ein solches Übel bieten, was nicht Hingabe und Glaube an Eldath vielfach mehr gewähren.
Eine weitere Aussage der Kreatur machte mich stutzig: Yaruna sei nicht für den Pakt mit ihm geeignet, da dieser quasit bereits belegt sei.
Obwohl Yaruna so ein netter Kerl zu sein scheint - nach allem was wir bisher von ihm wissen, scheint er irgendein Geheimnis zu haben. Hoffentlich kann er sich irgendwann uns anvertrauen.
Tief in den Räumlichkeiten der Fakultät, hinter diversen Schutzzaubern fanden wir schließlich eine Art privates Sanktum oder Labor. Lorgren, der sich sofort auf die Gegenstände auf einer Art Altar stürzte, wurde dabei von einem riesigen Skelett-Konstrukt angegriffen, einer Art Wächter, der unbefugte Eindringlinge abwehren sollte.
Nur mit knapper Not konnten wir Lorgren, der einiges einstecken musste, beistehen und das Konstrukt besiegen.
Als wir dann den Altar in Ruhe untersuchen konnten, fanden wir ein Buch, das laut Lorgren für Raithwall interessant sein dürfte. Bis auf Lorgren stehen wir dem undurchschaubaren Lord Arcanos aber alle eher misstrauisch gegenüber. Sollten wir ihm das Buch wirklich einfach so liefern ohne dass jemand anderes davon erfährt? Nein. Aber das Buch einfach zu behalten oder Lord Iskander auszuhändigen - gegen den direkten Auftrag von Raithwall - wäre sicher auch nicht gut gegangen. Deshalb beschlossen wir, das Buch „nicht zu finden“ und stattdessen zu vergraben. Sollten es doch andere finden und hoffentlich einer vertrauenswürdigeren Person, beispielsweise dem Lord Arcanos Iskander, übergeben.
Fafnir ist immer noch in der magischen Kristall-Falle gefangen. Der Lord Arcanos Iskander hat angeboten, sich mit der Suche nach einer Möglichkeit zur Befreiung von Fafnir zu beschäftigen. Allerdings scheint es mir nicht, dass er sonderlich erpicht darauf ist und wohl genug andere und aus seiner Sicht wichtigere Arbeit zu tun hat.
Der Lord Arcanos ist sicher einer der fähigsten Kundigen auf diesem Gebiet. Trotzdem schreckt mich der Gedanke, Fafnir würde in irgendeinem Arbeitszimmer in irgendeinem Regal als irgendein Bücherhalter enden etwas ab. Oder noch schlimmer, irgendein Famulus des Lord Arcanos wird mit der Aufgabe betraut und macht einen Fehler.
Mir ist jedenfalls wesentlich wohler dabei, unseren Freund nicht hier völlig allein zurückzulassen, sondern mitzunehmen auf unseren Abenteuern. Die Magie die ihn eingeschlossen hat, dürfte von einem Nekromanten-Magier gewirkt worden sein. Die Bewohner des Nordens haben jahrhundertelange Erfahrung mit nekromantischer Magie. Vielleicht kann irgendjemand dort den Fluch brechen.