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Sat 7th Aug 2021 06:30

Mein Tagebuch XXX - Die Tore von Ishart

by Beorn aus Kjaingorn

Genauso schnell wie der Sturm über uns hereingebrochen ist, war er auch wieder verschwunden und der Weiterreise stand nichts mehr im Wege.
 
Uns sollte allerdings klar werden, dass die Ereignisse der letzten Tage nur ein milder Vorgeschmack auf die Schrecken der Zauberöden gewesen waren.
Was ich jetzt begriffen habe: Die Zauberöden sind voller wilder (arkaner?) Magie. Als würde man in ein Kaleidoskop blicken, kann sich die Realität jederzeit ändern. So querte vor uns plötzlich ein Fluss aus schwarzem, zähem Schlamm oder Teer die Straße. Die Angelegenheit schien zuerst unproblematisch, die Wagen kamen nur etwas langsamer im Schlamm voran. Gerade als die ersten Wagen den Fluss gequert hatten, erhob sich der Schlamm und begann, auf die Wagen zuzukriechen. Einen Reisenden konnten wir nicht vor ihnen retten. Es war kein schöner Tod...
 
Nachdem wir die ersten Schleimbrocken abgewehrt hatten, begann plötzlich vor uns, der Schlamm meterhoch aufzutürmen und attackierte uns. Wir wussten, wir mussten diese Bedrohumg schnell ausschalten, um das andere Ufer zu erreichen. Eine Übernachtung unter völlig freiem Himmel an diesem ekelhaften Rinnsal wäre wohl die wesentlich weniger angenehme Herausforderung gewesen. Mit den vereinten Kräften Eldaths, Kelemvors und unserer neuen Bekanntschaft Yaruna konnten wir die Monstrosität schließlich überwinden und zerfloss sie wieder zu Boden. Wir hatten uns noch nicht einmal von dieser Begegnung erholt, da fielen schon schlangenköpfige Wyvern über unsere Karawane her. Die waren aber wesentlich weniger knuffig als wie das ausgestopfte Exemplar mit den Kulleraugen in Tillys Zauberladen in Tel Ezimore. Das waren mörderische Bestien mit schlitzenden Klauen, stechenden Zähnen und giftigen Stacheln. Sie forderten einiges von meinen Heilkräften.
 
Ein weiteres Wunder der Zauberöden , diesmal weit weniger tödlich und schaurig, ereignete sich kurz vor Einbruch der Nacht, als wir uns plötzlich - alle miteinander - von einem Wimpernschlag auf den andren statt in den kargen Weiten der Zauberöden mitten in einem wunderschönen, tiefgrünen Wald wiederfanden. Es war wunderschön! Balsam für die Augen nach Tagen von Sonne, Sand und Wind und allerlei schrecklichen Kreaturen. Dank der Magie unseres Begleiters Lorgren konnte ich über die Baumwipfel hinauffliegen und meine Vermutung bestätigen: Über Ishart schwebten nicht die Stadtplattformen im Himmel sondern lag die Küstenstadt nur am Boden. Der Alte Grenzwall im Norden war ebenfalls noch intakt. Und dort wo sich eigentlich die Zauberöden befanden, wuchs wie vor vielen Jahrzehnten überall der Schimmerhain. Ob es eine Illusion früherer Zeiten oder einer parallelen Realität, in der der Krieg gegen den Nekromanten, die Zerstörung des Schimmerhains und der Hass zwischen Menschen und Elfen nie stattgefunden hatten, war, blieb uns verborgen. Es war aber jedenfalls bloß eine Illusion. Ein Abbild. Eine Momentaufnahme. Wir erreichten eine Elfensiedlung. Die Bewohner konnten uns nicht wahrnehmen und wir selbst konnten nicht mit dieser "Realität" interagieren. Wir waren Zuschauer.
 
Ich muss gestehen, der Gedanke, in der Zeit zurückgereist zu sein, vor all dem Hass und all der Zerstörung, mit der Chance, die Geschichte, ja die Realität, zu ändern und all dies zu verhindern, war eine reizvolle Vorstellung. Und doch war klar, dass es eine wahnwitzige Idee war und mein ganzes Streben der echten Realität gelten sollte. Ich hatte hier noch einen Zweck.
 
Über Nacht war die Illusion dann auch wieder verschwunden und wir standen in den heutigen Resten der Siedlung: Ruhelose Seelen, die in den von Knochen übersäten Ruinen umherirrten. Von den gefangenen Elfen habe ich erfahren, dass es viele, sehr viele solcher Siedlungen im Schimmerhain gab und keine davon unter den rettenden Schutzschirm von Ishart gebracht wurde, als der Krickenstein eingesetzt wurde und nicht nur die Armee des Nekromanten, sondern auch den gesamten östlichen Schimmerhain und all seine Bewohner vernichtete. Wie Grausam!
 
Der nächtste Tag verlief großteils ereignislos. Erst als langsam der Abend über uns hereinbrach und die Tore von Ishart bereits in Sichtweite waren, bot sich hinter uns noch ein letzter furchtbar schöner und tödlicher Anblick. Feuerwolken brauten sich am Himmel zusammen und ließen flüssiges Feuer auf die Erde niederregnen. Wir trieben die erschöpfte Karawane noch einmal zu Höchstgeschwindigkeit und erreichten ohne weitere Verluste die schützenden Tore der Stadt Ishart!

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  1. Mein Tagebuch I - Zuhause
  2. Mein Tagebuch II - Aufbruch
  3. Mein Tagebuch III - Xandern
  4. Mein Tagebuch IV - die Reise
  5. Mein Tagebuch V - Ankunft in Ezimore
  6. Mein Tagebuch VI - das Rudel wächst
  7. Mein Tagebuch VII - das Haus des Magiers
  8. Mein Tagebuch VIII - eine neue Aufgabe
  9. Mein Tagebuch IX - zum Tal der andauernden Ruhe
  10. Mein Tagebuch X - die heilige Quelle
  11. Mein Tagebuch XI - Sturz in den Abgrund
  12. Mein Tagebuch XII - Wege trennen sich
  13. Mein Tagebuch XIII - zurück in Ezimore
  14. Mein Tagebuch XIV - die Anstalt
  15. Mein Tagbuch XV - die Belagerung von Ezimore
  16. Mein Tagebuch XVI - Ins ewige Dunkel
  17. Mein Tagebuch XVII - Reise im Unterreich
  18. Mein Tagebuch XVIII- die Passage
  19. Mein Tagebuch XIX - Zur Zikkurat und hinein
  20. Mein Tagebuch XX - die Dämonenzwillinge und der Engelsfresser
  21. Mein Tagbuch XXI - der Weg zurück an die Oberfläche
  22. Mein Tagebuch XXII - die Siegesfeier
  23. Mein Tagbuch XXIII - Flucht aus Ezimore
  24. Mein Tagebuch XXIV- Fafnirs Heimkehr
  25. Mein Tagebuch XXV- durch die Krähenfüße
  26. Mein Tagebuch XXVI - Auferstehung
  27. Mein Tagebuch XXVII - Nach Stretholm hinein
  28. Mein Tagebuch XXVIII - der Prozess
  29. Mein Tagebuch XXIX - Myras Kuppel
  30. Mein Tagebuch XXX - Die Tore von Ishart
  31. Mein Tagebuch XXXI – Einschleimen
  32. Mein Tagebuch XXXII - Die Reichen und Mächtigen
  33. Mein Tagebuch XXXIII - Das Nekromantium
  34. Mein Tagebuch XXXIV - Im Feuer geschmiedet
  35. Mein Tagebuch L - Caldon
  36. Mein Tagebuch LI - Häftling Beorn
  37. Mein Tagebuch LII - Einleben in Tristriat
  38. Mein Tagebuch LIII - die alte Truppe wieder vereint!
  39. Mein Tagebuch LIV - ein Abschied und Neuanfang
  40. Mein Tagebuch LV - Blutspiele, Vorrunde
  41. Mein Tagebuch LVI - Im Turmschatten
  42. LVII -