Ich bringe diese Zeilen zu Papier, nachdem ich wieder aus dem Gefängnis heraußen bin.
Nein, nicht nur zu Besuch oder in irgendeiner Mission. Als Gefangener. Völlig unschuldig.
Während der Übernachtung in Morgenschein wurden wir von Soldaten des Imperiums aus dem Schlaf gerissen und wurde ich verhaftet. Im Nachtgewand. Ohne Ausrüstung. Sogar mein Heiligstes lag noch im Gasthaus.
Ich sei ein Mörder hieß es.
Ich versuchte, denen zu erklären, dass ich KEIN Mörder sei, doch wie verflixt und völlig unerklärlich lagen doch zugegebenermaßen einige Beweise gegen mich vor:
Ein Augenzeuge wollte mich gesehen haben.
Mein Schild, mit dem der Zeuge gesehen haben wollte, wie ich das Opfer erschlug, wurde am Tatort entdeckt.
Meine Stiefel waren angeblich noch feucht von Schnee.
Die anderen, nur Yaruna und Olaf, da Erikur scheinbar krankheitsbedingt und/oder wegen eines Katers das Bett hüten musste, erzählten mir ein bisschen von dem, was sie draußen unternommen haben. Sie hatten auf ihre eigene Art und Weise versucht, mich herauszuholen.
Da ich diese Zeilen schreiben kann, muss schlussendlich alles gut ausgegangen sein, nicht wahr?
Zwischenzeitig, nachdem dann auch sie beide festgenommen wurden und neben mir gefesselt, geknebelt und mit Sack über den Kopf gestülpt in ihren Zellen saßen, sah es tatsächlich nicht gut aus.
Doch Eldath sei gedankt, das Wesen wurde ungeduldig. Hätte es gewartet, ich wüsste nicht wie das Urteil ausgefallen wäre und wozu ich gezwungen gewesen wäre, um mich, einen Unschuldigen, zu retten.
Doch es suchte mich auf. In Verkleidung als Wache. Aber die zufällig vorbeikommende Aura – das gute Mädchen hatte mir Essen bringen wollen - konnte ihn enttarnen. Und so kam es zum Kampf: Wir drei in den Zellen: Yaruna, Olaf und ich im Nachtgewand; die tapfere junge Aura, die zuerst Hilfe holte und dann mutig Zauberblitze auf das Wesen schoss und ein paar Wachen gegen das monströse Wesen.
Das Wesen kämpfte mit Heimtücke, wie wir es schon kannten: mit Unsichtbarkeit und mit Dunkelheit. Zuletzt wollte es auch wieder fliehen. Doch diesmal nicht! Gemeinsam, mit vereinten Kräften, viribus unitis, konnten wir das Monster zu Fall bringen und ihm den Todesstoß versetzen. Mit seinem letzten Atemzug, ließ es mich wissen: „Ich war nur der Erste!“ Sonst konnte ich keine Informationen mehr von ihm bekommen.
Nachdem nun auch dem letzten Wachmann klar war, wer für den Mord verantwortlich war, wurde ich natürlich laufen gelassen.
Beim Durchsuchen des Körpers bestätigte sich ein grausamer Verdacht: Das Wesen hatte kleine menschliche Knochen – von einem Kind – in seiner Tasche. Das Mädchen aus Kanthof!
In meinem Zorn durchfuhren mich wildeste Gedanken: Der Tod war noch eine viel zu gnädige Behandlung für diese abscheuliche Kreatur. Eine richtige Strafe wäre es gewesen, die Tötung noch viel länger hinauszuzögern.
Nachträglich schäme ich mich etwas für diese Gedanken. Und auch, wofür ich mich bereit gemacht habe, wäre ich wirklich verurteilt worden. Was ich in diesem Fall hätte tun wollen, nein müssen! Ich hoffe, Eldath schaut gnädig auf meine Makel.
Obwohl wir völlig erschöpft sind, wurde uns keine Zeit zu rasten gelassen. Magus Enduka hat den sofortigen Aufbruch befohlen. Irgendwer hat ihm den Floh ins Ohr gesetzt, es könnten weitere Expeditionen auf der Suche nach dem Nekromantenunterschlupf sein.
Und so rollen die Wagen wieder. Vielleicht kann ich hier noch ein kurzes Nickerchen einlegen. Erikur scheint auch langsam wieder fit zu werden.