Es hat sich leider rasch herausgestellt, dass das vermisste Kind nicht nur wie ursprünglich angenommen ein paar Tage bei Freunden verbracht hat, sondern tatsächlich in Schwierigkeiten steckte.
Der Unterschlupf der Kinder in Turmschatten war schnell gefunden, aber verlassen. Wir fanden aber Hinweise auf potentielle Aufenthaltsorte. Die Kinder trieben sich scheinbar in ganz Turmschatten herum. Eine wie sich herausstellte nicht ungefährliche Angelegenheit.
Auf der Fährte der Kinder kamen wir am namensgebenden schattenspendenden Turm vorbei. Eine grausame und schaurige Aura umgibt ihn. Es kostet enorme Willenskraft, sich ihm zu nähern, ja sogar ihn nur anzuschauen. Man merkt es eindeutig. Hier schlummert immer noch wahnsinnig böse Magie.
Der Turm ist aber auch insofern noch beachtlich, dass er völlig unversehrt zu sein scheint, wogegen alles in der Umgebung, jede Baulichkeit und die Erdoberfläche, völlig zerstört und deformiert ist. Mich würde interessieren, was den Zustand des Turmes bewirkt. Vielleicht lässt sich das beim Orden des Damokles recherchieren...
Schlussendlich hat uns die Spur der Kinder zu einem „Keller“ unter der Erde geführt. Doch das war nicht irgendein Keller. Bei genauerer Betrachtung stellte es sich als... Werkstatt oder Manufaktur für... untote Wesenheiten (in Ermangelung besserer Beschreibungen) heraus. Die Restposten der Produktion, die klarerweise vor vielen vielen Jahrzehnten eingestellt wurde, haben dann versucht, uns zu töten. Da haben wir kurzen Prozess mit ihnen gemacht.
Die Kinder wurden offenbar bereits vor uns von den Untoten überrascht und haben sich weiter hinten eingesperrt Dort fanden wir sie am Leben, aber verängstigt, ausgehungert und durstig vor. Naja, alle bis auf einen. Der war nichtmehr durstig. Und auch nichtmehr hungrig. Der dürfte von den Untoten gebissen worden sein und war selbst einer von denen gewesen, die uns angegriffen haben. Und mit dem wir kurzen Prozess gemacht haben. In Notwehr!
Die Kinder heim zu bringen war dann kein großer Aufwand mehr. Für die sichere Retournierung der kleinen Linda bekamen wir eine Belohnung. Bei den anderen Straßenkindern ist „heimbringen“ so ja nicht so leicht. Ich hab ihnen daher klarerweise angeboten, mal eine Nacht im Haus des Konventiums zu übernachten, um sich von den erlebten Schrecken zu erholen; am nächsten Tag waren sie dann über alle Berge. Eldath möge über sie wachen!
In der Unterirdischen Anlage haben wir aber nichtnur die Kinder gefunden, sondern auch Notizen und Hinweise. An den Wänden hingen – Überraschung! - Banner des Nekromantenfürsten, was sonst. Außerdem fanden wir ein Buch mit Hinweisen auf die Verwendung der Anlage: Scheinbar wurde die Anlage von Ply, einem höheren Adjutanten des Leichenfürsten betrieben, der seine Experimente und Produktion allerdings später an einen geeigneteren Ort, nach Karchtahr, ins Hauptquartier des Nekormantenfürsten verlagert hat. Ich frage mich, ob das zu einem Zeitpunkt war, als Karchtahr eben noch nicht das Hauptquartier des Nekromantenfürsten war...
Das Buch haben die anderen – gegen meine Bedenken – an Lorgren verkauft. Ich weiß, er ist teil unserer Expedition und war längere Zeit mein Mitstreiter... aber ganz traue ich seinem Interesse an so dunklem Wissen nicht. Genauso misstrauisch bin ich Raithwall gegenüber und mit dem hat er ja auch ein recht vertrautes Verhältnis... Ich hätte mich einfach wohler gefühlt, solche Dinge unseren neuen Verbündeten vom Orden des Damokles zu überlassen. Natürlich sind das eiskalte Fanatiker, die kein Problem mit Töten haben, aber sie kommen mir irgendwie „simpler“, vorhersehbarer vor. Sie haben ein klares Ziel. Von Raithwall und Lorgren weiß ich das nicht mit 100% Sicherheit.
Doch es ist wie es ist, auch mich hat mein Gefühl schon oft getäuscht.
Um uns fit zu halten bevor wir mit der Expedition aus Ishart weiterziehen und die Blutspiele weitergehen, haben wir noch einen Auftrag der Scarbearers angenommen: Wir mussten das Verschwinden eines ganzen Holzfällerlagers (!) aufklären. Auch hier war es natürlich nicht nur ein Streik oder sowas, sondern böse Mächte am Werk und wir konnten nichtmehr helfen... Ein abscheuliches Blut und Lebensenergie „trinkendes“ Knochenwesen (wenn ich müsste, würde ich es als Schreckens-Elch bezeichnen) dürfte sich an den Holzfällern (aber nicht nur an diesen) gelabt haben. Als traurigen Beweis fanden wir zwischen hunderten Knochen und Knochenstücken Fetzen von karierten Flanellhemden.
Als Belohnung für unsere Leistung werden wir endlich als Vollmitglied der Scarbearers aufgenommen! Eine ordentliche Leistung. Und ein bedeutendes Zwischenziel auf einer Reise, die vor so vielen Monaten und so viele Kilometer entfernt begonnen hat.