Nach einem kurzen Besuch beim Frisör und ein paar Besorgungen machten wir uns auf zum Hauptquartier der Ritter des Ordens des flammenden Schwertes des Damokles.
Das Gebäude scheint eines der wenigen Objekte in Turmschatten zu sein, das nach der Zerstörung im Krieg gegen den Nekromanten wieder aufgebaut wurde, und wirkt sowohl von außen als auch von innen wie eine Festung. Überall martialische Ästhetik, Schwerter und Feuer.
Nach unserem Eintreffen wurden wir magisch durchsucht und befragt. Die Fragen waren Selbstverständlichkeiten: Nein, ich arbeite nicht mit Nekromanten zusammen. Nein, ich will dem Orden nicht schaden. Und so weiter...
Aber es gab noch einen außergewöhnlichen Vorfall: Bei der Durchsuchung haben sie den Fafnir-Stein entdeckt! Ich Esel hätte ihn daheim lassen sollen. Aber ich wollte ihn nicht irgendwo alleine lassen. Bei Aura konnte ich ihn nicht lassen, da die uns ja begleitete. Und ihn zu Yip und Misha zu bringen, dafür war keine Zeit mehr gewesen. Die Ritter schwafelten, der Stein sei ein Relikt des Nekromanten und sie müssten ihn behalten und könnten ihn mir nicht weiter überlassen. Und was Eldath mir bereits gezeigt hatte und wovor ich bisher die Augen verschlossen hatte, wurde mir von einem jungen Waffenmeister des Ordens nochmal bestätigt: Die Falle sei tödlich. Fafnir ist tot!
Und so verlor Beorn der Dumme seinen Freund Fafnir!
Und doch... was mich noch vor ein paar Wochen, nein sogar vor ein paar Tagen noch, schockiert hätte, scheint heute eine heilsame Möglichkeit, loszulassen. Fafnir war mein letzter Anker an frühere Zeiten gewesen. An die Zeit, in der Beorn nicht alleine war. In der er ein Rudel hatte. In der er Freunde hatte. Dann wurde dieses Rudel zersprengt: Durak setzte sich zur Ruhe, Rorik verlor sein Leben, Karl verließ uns und Fafnir wurde in den Stein eingeschlossen.
Und Beorn war allein. Hatte nurnoch Bekannte, Wegbegleiter, Abenteurerkollegen. Wie man sie nennen will. Aber: trotz aller anfänglichen Schwierigkeiten und aller Meinungsverschiedenheiten, die es immer noch gab: In den letzten Wochen auf gemeinsamer Reise waren - das muss ich mir eingestehen - mir auch meine neuen Begleiter lieb und teuer geworden.
Olaf und Erikur, die trunksüchtigen, lauten, störrischen Zwerge und Yaruna, der geheimnisvolle, stille, magiebegabte Schwertmeister sind meine Freunde!
Und ganz plötzlich hat das Schicksal auch Yip und Misha und zuletzt Karl in mein Leben zurückgeworfen.
Und nun hat Beorn ein neues Rudel. Nein, kein Rudel mehr mit einem Alpha, dem er folgt. Eine Herde. Verirrte Schäfchen, die er leiten muss. Das Potential wecken, das in den rauen Steinen schlummert. Das ist meine neue Aufgabe!
Fafnir war mein Anker gewesen. Lange Zeit gab er mir Beständigkeit in stürmischen Zeiten. Doch zuletzt hat sich der Sturm gelegt und nun hält er mich viel eher zurück.
Fafnir ist ein Relikt aus vergangener Zeit, das ich hinter mir lassen muss.
Es fühlt sich gut an, diese Wahrheit, die ich schon seit Wochen verdränge, endlich akzeptieren zu können.
Die Ordensritter sind allesamt reserviert und misstrauisch. Und ziemlich stolz auf ihren Erfolg beim Ausschalten der Nachkommen des Nekromanten. Mich überkam eine Erinnerung an die alte Maga ***, die beim Abendempfang vor unserer Abreise aus Ishart Trauer und Zorn über die Exekution ihrer Anverwandten geäußert hatte. Natürlich ist zu verhindern, dass der Nekromantenfürst jemals wieder auf irgendwelche Weise zurückkehrt, ein hehres Ziel. Trotzdem nagt in meinem Hinterkopf die Frage, ob ein hehrer Zweck jedes Mittel heiligt. Und was, wenn die Prophezeihung etwas ganz anderes bedeutete? Solche Gedanken kann ich mir vorerst nicht leisten! Wir sind für unsere derzeitige Mission auf den Orden angewiesen.
Nach dem Abendessen und dem Austausch von ein paar Förmlichkeiten war die Sache unter Dach und Fach: Das gesamte Wissen und alle Unterlagen des Ordens standen uns offen. Quinton wird seine Freude haben!